Lebendige Seelsorge 3/2020

Erich Garhammer. Lebendige Seelsorge 3/2020
Erich Garhammer. Lebendige Seelsorge 3/2020
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Diese Ausgabe der Lebendigen Seelsorge ist eine Premiere, in doppelter Hinsicht: Es ist das erste Heft, das ausschlie?lich Beitr?ge von weiblichen Autorinnen beinhaltet, das erste «Frauenheft» also. Und es ist ein Heft, dessen Redaktion vollst?ndig w?hrend der Corona-Pandemie stattgefunden hat. Wir haben uns dazu entschlossen, dieser Sondersituation Rechnung zu tragen. Anstatt der ?blichen Rezensionen nehmen wir die Pandemie in den Blick, die unser Leben und Arbeiten noch lange begleiten und beeinflussen wird. Sie ist ein Katalysator und hat auf manchen Feldern zu einer neuen Kreativit?t gegen?ber den vorherigen Routinen gef?hrt. Gleichzeitig «w?tet [sie] in weit mehr Lebensbereichen, als wir das vordergr?ndig wahrnehmen» (Jagoda Marinić, SZ vom 17.4.2020). Frauen sind dabei besonders betroffen: Pflegerinnen, die mit Infizierten arbeiten; Teilzeitkr?fte, die nun als erstes ihren Job verlieren (in Deutschland arbeiten viermal so viele Frauen wie M?nner in Teilzeit); M?tter, die, solange die Kitas und Schulen geschlossen sind, Beruf und Familie ohne unterst?tzende Institutionen bew?ltigen m?ssen und sich zusehends in klassische Rollenmuster zur?ckgedr?ngt erleben; Frauen und M?dchen, die vermehrt sexuelle und h?usliche Gewalt erleiden. Es zeigt sich: Verwundbarkeit ist die Grundbedingung des k?rperlichen und sozialen Lebens aller Menschen, aber sie ist eben nicht gleichm??ig verteilt (Judith Butler). Die Pandemie versch?rft die bisherigen Formen sozialer und wirtschaftlicher Ungleichheit. Die Frauenfrage ist dr?ngender denn je. Frauen werden in der Pandemie gesellschaftlich, aber auch kirchlich weiter in den Hintergrund gedr?ngt. Die ekklesiologische Engf?hrung in der Corona-Krise tr?gt zur Verunsichtbarung von Frauen im katholischen Bereich bei. Kirchlich Verantwortliche traten in der ersten Phase der Pandemie dadurch in Erscheinung, dass sie das Verbot von Eucharistiefeiern beklagten, und freuen sich jetzt dar?ber, trotz Beschr?nkungen wie Maskenpflicht und Abstandsregel wieder Gottesdienst feiern zu k?nnen. Bei allem Verst?ndnis f?r die Menschen, die pers?nlich ein gro?es Bed?rfnis danach haben, die Eucharistie am Sonntag zu feiern: Spricht aus der Fokussierung auf die Eucharistiefrage kirchenstrukturell nicht eher eine Art «Eucharistie-Egoismus» (Erich Garhammer), als dass der Wille sichtbar wird, solidarisch, verantwortungsbewusst und kreativ diese Krise zu bew?ltigen, die sich noch vor wenigen Monaten niemand hat vorstellen k?nnen? Das Signal ist jedenfalls: Man begegnet Christus in der Eucharistie (vermittelt durch den – m?nnlichen! – Priester), die Frage nach der Christusbegegnung in den Notleidenden wird kaum ?ffentlich thematisiert. Was sagt das ?ber das christliche Selbstverst?ndnis angesichts der Not so vieler in dieser Zeit aus? Welche Priorisierungen stecken dahinter?

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