Blumen auf das Grab

Alfred Bekker

2.65 из 5, отдано 18 голосов

Er dachte oft an die Vergangenheit. Sehr oft. Immer wieder. Und er wusste, dass er diese Bilder nie wieder loswerden w?rde. "Nie!" – ein Wort, gesprochen von einer klirrend kalten Frauenstimme. Es war an einem kalten, ungem?tlichen Herbsttag, als sie zum Friedhof gingen. Die Frau hatte Blumen mitgebracht. Geranien. Sie legte die Blumen mit einer bed?chtigen, fast feierlichen Geste auf das Grab. Und dann stand sie eine Weile davor und schwieg, w?hrend der Junge, mit dem sie gekommen war, sich gegen den kalten Wind stemmte und fror. Der Junge wusste, dass er die Frau jetzt nicht st?ren durfte. Sie wurde dann ziemlich ?rgerlich. Also sagte er nichts und verhielt sich ruhig, w?hrend die Zeit wie eine unendlich langsame Schnecke voran kroch. Die grauen Wolken waren unterdessen dunkler geworden. Es begann zu regnen. Es war nicht der erste Schauer an diesem d?steren Tag, aber ein besonders heftiger. "Es regnet!", sagte er, aber es schien die Frau ?berhaupt nicht zu st?ren. Sie h?rte gar nicht, was der Junge sagte. Sie schien ganz in sich versunken zu sein, fast wie in Trance. «Mutter, ich bin ganz nass!» Jetzt sah sie auf ihn herab und der Junge begegnete dem Blick ihrer eisgrauen Augen. In ihrem Gesicht regte sich etwas. Ihre Lippen formten fast ein L?cheln. Sie kniete sich zu ihm nieder. "Du bist jetzt der Mann im Haus", sagte sie mit einem seltsamen Ernst in der Stimme. «Du wei?t, was das bedeutet, nicht wahr?» "K?nnen wir nicht nach Hause gehen? Es regnet doch so!" "Ja, wir gehen gleich." "Ich bin schon ganz nass! Und in meinen Schuhen ist auch schon Wasser!" "Ja, ja. Ich werde dir gleich einen hei?en Kakao machen." Sie beugte sich noch ein wenig weiter vor und sagte dann: «Du musst mir versprechen, dass du mich nie verl?sst, h?rst du?» "Warum sollte ich dich denn verlassen?" "Du versprichst es mir, ja?" "Klar." "Nie!" "Nie."

Скачать Читать онлайн