Lebendige Seelsorge 6/2018
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Eines Morgens war es einfach da. Es ist ungebeten in meine Lebenswelt eingedrungen – das schwarz-gelbe Zeichen der Identit?ren. Es klebte dort, wo ich sonst immer mein Fahrrad anschlie?e. Seither jeden Morgen die gleiche Erinnerung: Wir leben in einer gef?hrdeten Welt. Unsere offene Gesellschaft ist bedroht – und zwar nicht nur von rechten Hipstern wie den sogenannten 'Identit?ren', die sich mit ihrem intellektuell aufgemotzten Rassismus als die 'au?erparlamentarische Opposition' des 21. Jahrhunderts gerieren, sondern inzwischen auch von gew?hlten Volksvertreterinnen und Volksvertretern, f?r die es zwischen rechtem Populismus und Rechtsextremismus keine Grenze mehr zu geben scheint: Willkommen in Dunkeldeutschland! Angesichts dieser neuen Rechten, die es ja auch in den Reihen der Kirche gibt, stellt sich die Frage: Soll man mit ihnen reden? Und wenn ja: Wie? Kann man das ?berhaupt in Zeiten von hate speech und fake news? Wie kann es gelingen, rechten Ideologien zu widerstehen und zugleich christliche Alternativen, nichtidentit?re Narrative von Heimat anzubieten? Pastorale Orte eines wechselseitigen Erz?hlens, an denen das Abenteuer des Lebens im existenziell Offenen angstfrei und fehlerfreundlich einge?bt werden kann – und zwar ohne rechtes Denken zu verharmlosen oder dessen Sympathisanten zu d?monisieren? Hand auf's Herz: Haben Sie selbst schon einmal mit wirklich Rechten gesprochen? Gegen die zunehmende Tribalisierung unserer Gesellschaft hilft nur eines: Raus aus der milieuspezifischen Selbstbeschr?nkung der eigenen Filterblase und hinein in die Gesellschaft. Hin zu denen, die anders denken und f?hlen – und mit ihnen sprechen. Face to face. Sie nach ihrer Geschichte fragen und auch die eigene Geschichte erz?hlen. Auf Bauchgef?hle nicht mit Kopfargumenten reagieren. Mehr Demokratie wagen, oder besser: ?berhaupt Demokratie wagen. Denn man kann eine offene Gesellschaft nicht mit geschlossenem Geist verteidigen. Mit theoretischen Hilfestellungen und praktischen Beispielen lotet dieses Heft entsprechende Bedingungen und M?glichkeiten aus, die eigene Echokammer zu verlassen und rechts-identit?res Denken in Kirche und Gesellschaft diskurs?ffnend zu kontern. Also: Verst?ndnis f?r Vergessene oder Paroli den Parolen?
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